Ravenna
Die Stadt im südlichen Po-Delta gelegen, war vor 2000 Jahren der zweitwichtigste Mittelmeerhafen der Römer. Das ist kaum vorstellbar, liegt es doch heute gute 5 km vom Meer entfernt. Andererseits muss man sich nicht wundern, denn der diesem Teil des Mittelmeeres seinen Namen schenkende Ort „Adria“ liegt inzwischen ca. 20 km vom Meer entfernt. Der Po hat hier ganze Arbeit geleistet und viel Schwemmland mitgebracht.
Ravenna hatte seine wichtigste Zeit vom 4. bis 7. Jahrhundert. Damals war es Residenzstadt und Mittelpunkt des weströmischen Reiches. Andererseits war das eine Zeit, die für uns „finsterstes“ Mittelalter bedeutet. Der Übergang von der Antike zum Mittelalter mit der einsetzenden Völkerwanderung ist eine noch lange nicht genug erforschte Periode unserer Geschichte.
Aber zurück zu den Fotos! Die Innenstadt Ravennas ist voll von Bauwerken jener Epoche, da aber alles relativ nahe beisammen ist, kann man die wichtigsten Sachen in ein/zwei Tagen ansehen.
In der Mitte der Platz des Volkes – die Piazza del Populo:
mit dem Rathaus und den Statuen der Stadtpatrone Apollinaris und Vitalis (klingt irgendwie nach Mineralwasser, ich weiß! 😉 )
Also gehen wir doch einmal in die Kirche des Hl. Vitalis.
Diese als Achteck (Oktogon) gebaute Kirche besticht nicht nur durch ihr Deckenfresko …
… sondern vor allem durch die in der Apsis erhalten gebliebenen Mosaike.
Es ist immer wieder erstaunlich, was man alles nur mit kleinen Steinchen machen kann.
Neben dem Christusbild finden sich die beiden Apostel Petrus und Paulus
Aber auch die weltlichen Herrscher wurden abgebildet. Hier Kaiserin Theodora mit ihren Hofdamen
Und hier ihr Gemahl Kaiser Justinian mit Bischof Maxentius
Es sind auch Geschichten aus dem Alten Testament wiedergegeben, wie z.B. hier die Speißung dreier Fremder durch Abraham (Gen 18, 1-10)
Gleich neben der Kirche liegt das Mausoleum der Kaiserin Galla Placidia, die allerdings wohl nie hier begraben wurde, es aber in Auftrag gab. Auch hier gibt es bedeutende und sehr schöne Mosaike. Prächtig allein schon das Deckenmosaik des Eingangs.
Das Laurentius-Mosaik zeigt auch die Kanonisierung des Neuen Testaments, in dem die vier Evangelien ihren Platz im Regal gefunden haben, die anderen Bücher aber verbrannt werden.
Hier ein paar Ausschnitte aus den Mosaiken des Mausoleums
Beim letzten Bild sieht man neben den Aposteln Petrus und Paulus (v.r.n.l.) auch noch die in vielen alten Kirchen Ravennas zu findenden Fenster, die nicht aus Glas, sondern aus feinsten Alabasterscheiben hergestellt wurden und ein für Fotografen interessantes, aber leider auch sehr dunkles Licht abgeben.
Das Baptisterium der Arianer in der Nähe (rechts! Zum Eingang muss man etwas hinabsteigen)
Es hat außer seinem Deckenmosaik nichts besonderes mehr zu zeigen, ist aber trotzdem einen Besuch wert.
Die beiden kennen wir zwar schon, aber auch hier gilt: Wunderbar, wie man mit einigen farbigen Steinchen solche Gesichtsausdrücke erzeugen kann!
Etwas entfernt liegt die Kirche Sant’Apollinare Nuovo, die zwei imposante Mosaikbänder durch das ganze Mittelschiff hindurch aufweisen kann.
Das eine Band beginnt mit dem Bild des Hafens Ravennas „Classis“ und zeigt danach 22 Jungfrauen …
… und am Ende die Hl. Drei Könige:
Nochmal aus anderer Perspektive:
Die andere Seite beginnt mit dem Palast des Theoderich, aus dem allerdings in späterer Zeit die Darstellungen Theoderichs und anderer entnommen und gegen Vorhänge ersetzt wurden.
Allerdings wurde unsauber gearbeitet, da noch einige Hände der dargestellten Personen zu sehen sind.
Das Mosaikband endet mit dem Hl. Martin vor Jesus als Weltenherrscher.
Der Altarraum ist neueren Datums und sieht irgendwie nicht ganz fertig aus.
Der Kreuzgang der Kirche ist ein Ort der Ruhe.
So sieht die Kirche von außen aus:
Die Kunst der Mosaike ist bis heute nicht vergessen. Hier ein Schaufenster einer Mosaikschule mit den Rohmaterialien und einigen kleinen Proben.
Diese Katze hatte es uns natürlich angetan, aber der Preis von knappen 400 Euro war uns dann doch zu hoch.
Und noch ein letzter Blick in die Krypta der Kirche San Francesco, diese Krypta ist eigentlich der ursprüngliche Boden, der aber, wie viele Gebäude Ravennas in den letzten tausend Jahren stark abgesunken ist und heute unter dem Grundwasserspiegel liegt. Deshalb tummeln sich darin auch ein paar Fischchen. 🙂
Ich hoffe, Euch hat unser Ausflug gefallen! 🙂
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